6. Oktober 2008

Die Moral einer Sandburg

„Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral“. So war die Antwort von Brecht in der Dreigroschenoper auf die Frage „Wovon lebt der Mensch?“.
Ist der Absturz der Börsenkurse derzeit nichts weiter als die Ursache von menschlichen Versagen? Ein Versagen an Moral und Kultur? Kaum noch werden die Namen der Banken wahrgenommen, die gestern in der Zeitung standen. Namen von Personen spielen überhaupt keine Rolle mehr. Als wenn es keine Bankenaufsicht gibt, keine Kontrollgremien , die Aufsichtsräte und Wirtschaftsprüfer sein sollen. Es hat sich eine gewisse Eigendynamik entwickelt, in der die Frage nach Ursache und Schuld gar nicht mehr gestellt wird. Selbst in dieser Situation gelingt es teuer bezahlten Managern immer noch, mit der Wahrheit nicht heraus zu rücken und die wahren Probleme und Folgen zu verschweigen. Niemand wird dafür die Verantwortung übernehmen, kein Manager und kein Politiker dieser Welt. Alles dreht sich nur noch um die Frage der Sicherung von Girokonten und Sparguthaben der kleinen privaten Leute. Sicherung von was eigentlich noch? Irgendwie hat der Papst recht, als er heute Morgen sagte: „Wer das Haus seines eigenen Lebens nur auf sichtbare und materielle Dinge – wie Erfolg, Karriere und Geld – aufbaut, der baut auf Sand“.
Wenn eine Sandburg nicht regelmäßig bewässert wird, bricht sie zusammen und rutscht auseinander. Am Ende wird sie weg gespült. Später wird irgendwer, irgendwo versuchen, eine neue zu bauen. An einem anderen Strand, an dem auch die Sonne scheint und wo es auch Wasser gibt.

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