27. Mai 2008

lackiert

Beim lesen fremder Blogs habe ich diese rot und diese blau lackierten Fußnägel gesehen.

Der erste, moderne Nagellack kam erst 1925 auf den Markt, war ein "Nebenprodukt" der Automobilindustrie und soll rosarot gewesen sein. Wer hätte das gedacht.


22. Mai 2008

multikulti

Radiomultikulti ist auf der Berliner UKW-Frequenz 96,3 zu hören. Aber nur noch bis Anfang 2009. Weil GEZ-Gebührenabwanderer (?) und Verweigerer (!) plötzlich und unerwartet dem RBB Sparzwänge auferlegen, muss eins von sieben Radioprogrammen des RBB eingespart werden. Als Abwanderer werden auch die angesehen, die von der Gebühr befreit werden. Das sind Harz IV-Empfänger, die 14,5 % der Berliner Empfängerhaushalte ausmachen (ARD-Durchschnitt = 9,0%). Das hört sich so an, als wenn die Schuldigen somit auch ausgemacht wurden.

Radiomultikulti gibt es seit 1994 und wird statistisch (!) von 37.000 Hörern täglich gehört. Bei der Reichweitenanalyse – schönes Fachwort – werden aber die Hörer mit Migrationshintergrund, also die eigentliche Zielhörergruppe, gar nicht erfaßt. Immerhin leben über 467.000 Ausländer in Berlin und es kommen die mit Migrationshintergrund und deutscher Staatsbürgerschaft noch hinzu. Von vielen Migranten weiß ich selbst, dass sie am liebsten Radiomultikulti hören. Zum einen wegen der Musik und zum anderen, weil es auch ein Stück Heimat bedeutet, wenn die Moderatoren, die selbst Migranten sind, in vertrautem Slang der eigenen Muttersprache deutsch sprechen oder gar in der Selben eine ganze Sendung machen.
Ich höre Radiomultikulti, weil nur dort den ganzen Tag südamerikanische, afrikanische und sonst welche nichteuropäische, aber auch andere europäische Musikkünstler gespielt werden. So wurde die eine oder andere bei Multikulti vorgestellte „CD der Woche“ zu meinem ständigen Musikhörgenus und spielt sich bei mir zu Hause ab.
Ich fühle die Gefahr, als deutschstämmiger GEZ-Gebührenzahler zukünftig vom multikulturellen Musikerlebnis ausgegrenzt zu werden. Denn, kein anderer Rundfunksender gibt mir diese Möglichkeit, diese Kultur zu hören und zu verstehen. Kein anderer der sieben Sender vermittelt die "Multikulti-Themen in dieser Stadt" so vielfältig und umfangreich. Wie war das gleich noch mal mit der neuen Werbekampagne „sei Berlin …“?
Im neuen Jahr soll das „WDR Funkhaus Europa“ (gibt es seit 1998!) auf der gleichen Frequenz als Ersatz laufen. Der Name hört sich für mich alt an und erinnert mich an (das) Rundfunkhaus Nalepastrasse, aus dem zu DDR-Zeiten Radio kam. Wer world wide music spielt und in vielen Sprachen Sendungen macht, sollte sich im Sinne von Multikulti auch einen ansprechenderen Namen geben, der sich besser mit dem Programm identifizieren lässt. Das ist zwar für mich eine Kopfsache. Aber dort spielt sich eben alles ab und ist nicht zu verhindern.

Und noch ein wenig Statistik zum "Schluß". Der BR ist der viertgrößte Sender und hat nur fünf Radiosender. Der RBB ist die siebtgröße Anstalt und hat (eben) sieben Radiosender. Nicht umsonst ist die Berliner Kultur nicht die bayerische!

Kultur kann verändern. Aber eine selbst ausgelöste Kulturabschaltung kann niemals im Sinne der Kultur funktionieren.

18. Mai 2008

eine Linie

Es gibt nichts Schwierigeres als eine Linie.

Pablo Picasso

12. Mai 2008

ca. 23 Kilometer

Deutschlandurlaub ist jedenfalls kein Urlaub von Deutschland nehmen. Definitiv nicht. Denn, im Urlaub oder gar an langen Wochenenden, wie dieses Pfingstwochenende, nehmen die Deutschen keinen Urlaub von sich selbst und schon gar nicht von ihren Tugenden. Die beginne ich langsam immer besser zu verstehen. Jedenfalls das, was andere von den Deutschen halten und glauben. Schließlich muss auch während eines Ausfluges alles perfekt sein. Das habe ich auf meiner ca. 23 Kilometer langen Wandertour zwischen Brodowin und Chorin - und wieder zurück - einmal mehr erlebt.
Woanders grüßen „Backpacker“, wenn sie sich einander begegnen oder überholen. Hier aber nicht. Ich habe mich nach einer Weile entschieden, die mir entgegen kommenden – ich überholte niemanden und mich auch keiner – zu grüßen. Selten grüßte jemand zurück, manche schauen verstohlen und auch gleich weg und tun so, als wäre gar keiner da.

Ein Paar kam mir auf Fahrrädern entgegen und konnte nach gut 2 Kilometern kaum den Zielort Brodowin erwarten. Denn der Weg führte durch den Wald über einen sehr alten Feldsteinweg, der zum Rad fahren wegen der holprigen Abschnitte sichtlich nicht geeignet erschien. „Sie“ fragte mich noch, wie weit es sei. „Er“ hingegen verfluchte den Bürgermeister und wollte ihn ob des Weges am liebsten erschlagen. Was eigentlich, wenn ich der Bürgermeister gewesen wäre? „Er“ hatte wohl Sehnsucht nach einem EU-Norm gemäß geteerten Fahrradweg. Ich wünschte mir interessantere Wandersleute.
Die kamen mir dann auch gleich zu 8 entgegen, in der Art von Studenten aus Berlin. Sie waren so sehr in ihre Gespräche vertieft, dass sie die „gelbe Markierung“ verloren hatten und vergeblich nach dem Denglerstein suchten (Dengler war von 1922 bis 1944 Professor für Waldbau - wieder was gegoogelt/gelernt). Sie waren einfach über das Ziel hinaus geschossen, denn ungefähr 800 Meter vorher hätten sie nach links gemußt, hatten aber die Beschilderung übersehen und liefen immer nur „geradeaus“.
Das alte Bahnhofsgebäude von Chorin ist nun aufwendig saniert worden. Natürlich nicht von der Bahn, sondern privaten Leuten und einem Verein. Der Bahnhof hat nun wieder ein Gesicht. Allgemein geht die Bahnhofskultur in Deutschland spürbar verloren. Nein, eigentlich ist sie schon verloren gegangen. War ein Bahnhof nicht auch immer eine Art Aushängeschild der Stadt? Die meisten sind mit dem Auto unterwegs, da interessiert dieses Tor der Stadt wohl nicht mehr so wie früher. Jeder gute Bahnhof, hatte eine gute Bahnhofskneipe und eine Wartehalle mit Fahrkartenschaltern. Leute kamen zum Bahnhof, nur um zu schauen von wo nach wo die Züge fahren. Heute guckt keiner mehr.
Neben einem Fahrrad-Verleih, einer Touristinformation hat das in Erdrot gehaltene Bahnhofsgebäude auch das Bistro Lindenblatt zu bieten. Es wird von einigen Leuten als Hobby betrieben und hat deshalb nur am Wochenende geöffnet. Mit einer guten Espressomaschine wird jede Art von Kaffee zubereitet. Sehr zu empfehlen ist aber der Kuchen, der wirklich noch wie „zu Hause“ gebacken wird. Wer einen schönen Tag in Chorin verlebt hat, kann bei einem leckeren Latte Machiato am Bahnhof wartend auf den Zug verbringen. Ich habe die Köstlichkeiten schon zwei Mal probiert. Davon werde ich ein anderes mal berichten.
Die 8 Studenten kamen mir später wieder entgegen. Ich fragte sie, ob sie denn nun den richtigen Weg für sich gefunden hätten. Ja, entgegneten sie mir und berichteten davon, wie sie die etwas versteckte Badestelle in Brodowin gefunden hätten, vom Eis essen und vom Hofladen. Die Häuser in Brodowin fanden sich auch ganz toll und wollten von mir noch wissen, ob es wirklich eine Öko-Kommune in Brodowin gibt. Die Antwort gebe ich hier jetzt aber nicht.

6. Mai 2008

Vulkan Chaitén

Hier irgendwo am Lago Yelcho liegt auch der Vulkan Chaitén. Seit wohl seit 400 Jahren nicht mehr aktive Vulkan spuckt nun seit Freitag Unmengen Asche aus. Hier ein Link zu emol.cl mit imposanten Fotos aber auch erschütterenden Bildern, denn die Leute werden gerade evakuiert. Die Situation dort ist so schlimm, dass sich sogar Präsidentin Michelle Bachelet selbst vor Ort informiert hat. Alles wird von bis zu 15 cm hoher Asche überdeckt. Neben den Menschen muß dort nun auch eine artenreiche Pflanzen- und Tierwelt extrem leiden.
Paul Newman und Robert Redford haben hier gefischt. Ich war im chilenischen Spätsommer 2005 (März) dort. Für mich ist es eines der schönsten Orte entlang der Carretera Austral. Es ist eine "große" Ecke, in der man nicht mehr vielen Leuten begegnet. Der Ort Chaitén strahlt so eine angenehme Ruhe aus, obwohl dort etwa nur 4.000 Leute leben. Hier kommt auch nicht mehr jeder Tourist so einfach mit dem Bus hin. Wir sind damals selbst mit einem 4WD unterwegs gewesen. Mit der Autofähre über Caleta Gonzalo (der Name dieses Ortes klingt so schön) und später von Chaiten weiter mit einer anderen Fähre nach Quellón auf der Insel Chiloe. Aber vorher sind wir von Chaitén weiter ein Stück die Carretera gen Süden gefahren. Bis zum besagten Fluss, wo Newmann und Redford im Film “Und in der Mitte entspringt ein Fluss” im Fliegenfischen wetteiferten. Ich kann den Ort und den Film nur empfehlen. Hier bin ich dem kleinsten Hirschen der Welt, dem Pudú begegnet. Es war nur so schnell weg, das wir es nicht fotografieren konnten.

Ruta 7
Chaitén in Wolken