31. Januar 2008

was für ein Januar

Ich hatte nicht vor, im neuen Jahr Deutschland und die Welt kritischer zu beobachten. Aber es gab im Januar zu viele Dinge, die nicht an mir vorbei gingen, ohne sie gedanklich zu ignorieren. Deshalb schrieb ich sie in diesem Monat auf und ergänze noch folgendes:

Der Handelspreis für Weizen ist innerhalb eines Jahres um 78% gestiegen. Das liegt unter anderem an dem gewachsenen Bedarf an Getreide für die Produktion von Biokraftstoff. Zudem wird Weizen in US-Dollar gehandelt. Wegen der Trockenheit gab es 2007 Ernteausfälle in Australien (drittgrößter Getreide-Exporteur der Welt) und Kanada. Es kann auch nicht mehr Weizen angebaut werden, da die Flächen bereits voll ausgenutzt werden. Brot und Backwaren werden also in Zukunft teurer, da die "günstigen" Vorräte in Deutschland bald aufgebraucht sind.

Normalbenzin kostet nun soviel wie Super. Dafür hat Aral gesorgt. Deshalb wollen die Tankstellenbesitzer Normal nun nicht mehr Listen. Normal braucht auch eigentlich keiner.

Die Börse rutschte im Januar ziemlich ab. Schuld war wohl die Entwicklung in der Immobilienkrise in den USA. Aber eine Wirkung ging vielleicht auch von der französischen Grossbank Société Générale aus. Denn, da hatte ein Mitarbeiter Namens Jérôme Kerviel mal eben 4,8 Milliarden EUR weg spekuliert. Die Bank will es nicht gemerkt haben. Der Vorstand muss deshalb nicht gehen, weil der Aufsichtsrat ihn noch mag.

Herr Koch aus Hessen, hat auch einiges nicht gemerkt, bevor er seinen Absturz bei der Hessen-Wahl wahrnehmen musste. Denn der Noch-Ministerpräsident hat sich im Wahlkampf mit seiner Meinung zu "Migranten und Jugendkriminalität" verspekuliert. Er rutschte von 48,8% auf 36,8% (-12%) und hatte damit nur 3.595 Wählerstimmen mehr, als die SPD mit 36,7%. Hessen hatte 2006 ca. 12% Migranten!

Was für ein Januar. Der Winter ist kaum zu spüren in Berlin und dem Rest Deutschlands. In China sieht das anders aus. Da ist es gerade so kalt, wie lange nicht mehr zur Winterzeit.

China mag Deutschland wieder. Weil im September 2007 die Bundeskanzlerin den Dalai Lama offiziell empfangen hatte, mochte China Deutschland nicht mehr so sehr. Dafür durfte Umweltminister Gabriel heute Herrn Li treffen und sprach mit seinem Kollegen Shengxian in Peking. Beide Länder hatten im letzten Jahr einen strategischen Umweltdialog vereinbart. In dem Thema kann China mal wieder was von Deutschland lernen. Gerne auch ganz schnell. Bitte! Der Außenminister wird im Mai nach China reisen. Und Angela Merkel vielleicht etwas später auch noch. Na dann ist ja wieder alles in Ordnung.

Die Königin der Niederlande,
Beatrix wird heute 70. Meinen herzlichen Glückwunsch.

27. Januar 2008

20. Januar 2008

Friedrichshöhe


... heute noch zu sehen! Jedenfalls solange auf dem alten Geländer der Patzenhofer Brauerei , südlich der Landsberger Allee, noch die alten Gebäudereste so stehen bleiben. Das wird aber wohl nicht mehr lange so bleiben. Denn, Bagger stehen nun da und die neue Friedrichshöhe soll entstehen.

19. Januar 2008

joven y viejo

... Placa de la Constitución (en Santiago de Chile)

17. Januar 2008

Unternehmenskreativität

In Deutschland wurden im letzten Jahr 36,5 Mio. Handys verkauft. Eine hohe Anzahl wurde davon sicher in Deutschland produziert, bei Nokia in Bochum. Die Presseabteilung von Nokia sagt nun: "Aufgrund der Marktentwicklung und der steigenden Anforderungen hinsichtlich der Kostenstruktur ist die Produktion mobiler Endgeräte in Deutschland für Nokia nicht länger darstellbar ist. Es kann hier nicht so produziert werden, dass die globalen Anforderungen hinsichtlich Effizienz und flexiblem Kapazitätswachstum erfüllt werden." Auf deutsch und auf den Punkt gebracht: Es sollen Kosten gespart werden und Investitionskosten für eine neue Produktion sollen auch nicht getätigt werden. Letztere jedenfalls nicht zu einhundert Prozent aus eigener Tasche.
Bisher hat Nokia ca. 28 Mio. EUR an Fördermitteln erhalten. Rückforderbar sind die wegen Fristablauf nicht mehr. Na und außerdem ist das Geld schließlich auch schon lange "abgeschrieben". 2.300 Leute werden ihren Job los. Dafür baut Nokia eine neue Produktion in Rumänien auf und investiert 60 Mio. versprochene EUR. Die Rumänen selbst wollen 30 Mio. als Förderung investiert haben. Rumänien ist (erst) seit einigen Tagen EU-Mitglied. Wie viel EU-Fördermittel gehen da eigentlich indirekt in diese Umverlagerung?
Nokia geht es finanziell nicht schlecht, bei einer operativen Gewinnsteigerung von 1.100 Mio. auf 1.862 Mio. EUR (Q3/07). Der Markt ist es, der die Unternehmensführung dazu zwingt. Und wer ist der Markt? Natürlich der Kunde.
Auf der Homepage von Nokia - die ich hier nicht verlinke - ist nachzulesen: "Jenseits der Kerngeschäftsaktivitäten beschreitet der Konzern mit Investitionen in die Gesellschaft über sozialausgerichtete oder umweltbezogene Programme einen weiteren wichtigen Weg, um die Philosophie und die Werte des Unternehmens sowie das generelle Verantwortungsbewusstsein zum Ausdruck zu bringen."
Besonders kreativ und verantwortungsbewusst ist Nokia mit seinem erklärten Rückzug aus Deutschland und der Produktionsverlagerung nicht. Menschliche Werte scheinen unbekannt zu sein. Wenn ich ein Handy von Nokia kaufen würde, prallen zwei völlig fremde Kulturen aufeinander.

13. Januar 2008

Der schuldige Kunde

Randolf Rodenstock ist Mitglied im Aufsichtsrat der Rodenstock Gruppe, sitzt gerade bei Anne Will und meint: Ein Unternehmen kann seinen Mitarbeitern nur soviel zahlen, wie viel die Kunden bereit sind zu bezahlen.

Aha! Der Unternehmer verdient also nichts, weil er den Gewinn in Form von Lohn an den Wertschöpfenden weitergibt? Sharholder verdienen auch nichts am Unternehmen? Mmmh. Was hab ich an der Marktwirtschaft jetzt hier nicht verstanden?

Brillen von Rodenstock gehören preislich zur Premiumklasse. Sie werden auch nicht ausschließlich in Deutschland produziert. Die Mission von Rodenstock war schon 2002 "Gesichtswahrung". Gemeint war damit aber, noch mehr Geld zu machen und zu kapitalisieren. In einem Interview mit einem Direktor von McKinsey kann dies nachgelesen werden. Von den für den Erfolg verantwortlichen Mitarbeitern ist dort mit keinem Wort die Rede.

Herr Rodenstock meinte in der Sendung: " Wir hatten ein Kostenproblem". Aha.
Das Unternehmen hat 370 Arbeitnehmer in Deutschland entlassen und die Jobs wegen günstigerer Löhne in die tscheschiche Republik und nach Thailand verlegt. Gleichzeitig hat er das Familienunternehmen an eine "Honigbiene" (gemeint ist die Heuschrecke Permira) verkauft. Später hat die Honigbiene an Bridgepoint weiterverkauft, eine/r von 20 anderen interessierten Investoren.

Mehr hat Herr Rodenstock dann auch nicht mehr gesagt. War auch besser so.
Und was sagte der eingeladene Koch am Anfang der Sendung, der 1.601 EUR Brutto nach Tarifvertrag bekommt und den Aufschwung im Lande für sich nicht erkennt, weil alles immer teurer wird? "Es wird immer mehr weniger."

12. Januar 2008

Exportweltmeister 2007

... ist Deutschland. So stellen sich die Zahlen des Statistischen Bundesamtes dar und so in dieser Woche von der Presse verkündet worden. Waren im Wert von 897,7 Milliarden EUR wurden bis November exportiert. Im ganzen Jahr 2006 waren es 896 Milliarden EUR. Damit trägt Deutschland seit 2003 diesen Titel. Hier ist ganz interessant nachzulesen, wohin die Exporte gingen. Schon Anfang des letzten Jahres wurde vermutet, die Chinesen würden 2007 Exportweltmeister werden. Ich staune nur, dass sie es nicht schon sind, bei so vielen Konsumwaren die ein "Made in China" tragen? Letztlich sind es aber auch Maschinen etc. die ein vielfaches teurer sein dürften, als eine T-Shirt Sommerkollektion für H&M.

Interessant finde ich auch:
In Deutschland sind im Vergleich zum Vorjahr 8,7% weniger Neuwagen verkauft worden. In Zahlen: 2006 = 3,47 Mio. und 2007 = 2,09 Mio. So wenig Autos sollen seit der Wende vor 18 Jahren nicht mehr verkauft worden sein (Und da waren die Wessis noch allein!). Trotzdem finde ich die Anzahl schon beeindruckend (nicht im positiven Sinne). Nur mal angenommen, ein Auto würde 20.000 EUR kosten, dann sind das insgesamt 41,8 Milliarden EUR, die 2007 für Neuwagen ausgegeben wurden. Einmal davon abgesehen, dass dies nicht alles Privatfahrzeuge, sondern auch Firmenwagen sind.

Ist es eigentlich schlimm, dass in Deutschland im letzten Jahr pro Kopf 3% weniger Bier, also nur noch 112,5 Liter getrunken wurden? Eigentlich nicht. Denn seit den 90er Jahren zeigt der Pegel eh nach unten. Ausnahme war 2006 wegen der Fußball-WM. Dafür wurde auf dem Oktoberfest mehr als sonst gesoffen. Und im neuen Jahr soll Bier teurer werden, weil die Rohstoffpreise steigen. Aber wie wird 2008 der Bierkonsum wirklich aussehen? Die einen meinen, als Folge des Rauchverbotes würde der Umsatz in den Kneipen sinken. Aber 2008 wird es eine Fußball-EM geben. Damit auch wieder ein Bierumsatz wie 2006 oder zumindest mehr als 2007?

Und das auch noch: 1,5% weniger Mineral- und Heilwasser, bzw. nur noch 130,4 Liter (VJ 134,3) wurden pro Kopf 2007 getrunken.

Weniger ist mehr! Wo kommt dieser Spruch eigentlich her? Der chinesische gelehrte Lao Tse sagte: In Einfachheit und Veredelung liegt Reichtum.