27. April 2009

abgewählt

Nein! Ich habe abgewählt, dass gewählt werden darf, nein muss.
Ich war sogar wahlberechtigt darüber zu entscheiden, ob die schulpflichtigen Kinder meiner Nachbarn und Nachbarinnen wählen müssen oder nicht, obwohl ich selbst kein Erziehungsberechtigter bin (dafür einen Pflichtbeitragszuschlag als Kinderloser Single bei der gesetzlichen Krankenversicherung habe). Von 2.445.686 Berlinerinnen und Berlinern sind 365.608 der gleichen Meinung wie ich. 346.119 wollten, dass erziehungsberechtigte Eltern von Kindern und Kinder über 14 Jahren wählen müssen zwischen Religion und Ethik. Die sind jetzt eine Minderheit von 14,9 % in dieser Stadt. Teil der Multikulti-Stadt Berlin.

Eigentlich mach ich mir viel mehr Sorgen, ob die Kinder überhaupt noch was Anständiges lernen. Mathe im Kopf rechnen, einen Satz mit 5 Kommas lesen und verstehen können, mit der Hand ein ordentliches Schreibgerät halten können und eine lesbare Handschrift besitzen. Das sind nicht gerade Eigenschaften, mit denen die Jugend heute trumpft. Jetzt kann jeder sagen, aber Einstein war auch schlecht in der Schule. Der hat aber der Menschheit gescheite Dinge hinterlassen, die heute zu den lehrbaren Wissenschaften zählen.

Ethik und Moral. Es ist vernünftig, dass Religion nicht in der Schule gelehrt wird. Und es ist gut, dass Religionen und Weltanschauungen heute im Unterrricht erklärt werden. Schließlich lebe ich in einem Land, in dem Staat und Kirche getrennt voneinander existieren. Und Schule ist eine staatliche Angelegenheit. Das ist auch gut, denn dadurch kann jedes Kind zur Schule gehen.

Letzte Woche bei meinem Frisör, bei dem noch Handwerk praktiziert wird und ordentlich mit der Schere geschnitten wird, las ich auf der kleinen Preistafel: Heutzutage kennen die Leute von allem den Preis und von nichts den Wert. Das hat Oscar Wilde gesagt und stimmt. Werte allein kommen nicht nur aus einer Religion oder Weltanschauung. Werte achten heißt für mich, mein Gegenüber und Nebenan zu respektieren und zu tolerieren. Das allerdings muss schon zu Hause gelernt werden und nicht erst in der Schule.

26. April 2009

Laaaaaaange Nacht

Veronica, der Lenz ist das ... Mit dieser Stimmung begann unsere persönliche 1. Lange Nacht der Opern und Theater mit den Berlin Comedian Harmonists im Theater am Kurfürstendamm. Wenn 51 Opern und Theaterhäuser für unschlagbare 12/15 EUR (VVK/AK) Programm nonstop bieten bliebt kaum einer in nur einem Haus sitzen, obwohl die im Schnitt 30 minütigen Programm durchaus zum sitzenbleiben gemacht waren.
Nächste Station war die Deutsche Oper Berlin, John Cages EUROPERA 3, ein wahrlich tiefer Einblick, denn in der Bühnenwerkstatt wurde nicht nur eine Oper zum Tönen gebracht, auf recht unterhaltsame Weise. Ohne Pause gleich weiter ins Haus der Berliner Festspiele, um die Angels Voices, den Gospelchor aus Dortmund zu hören. Richtig gut!
Dann gleich nebenan nochmal gut 70 Minuten anstehen, nur um Ein Mädchen aus dem Volk, Désirée Nick zu sehen und zu hören. "Im Theater prallen alle 2 Zentimeter Weeeelten aufeinander". Konsequenter kann es nicht gesagt werden, im Realen, vom Theater so gemeint und erst recht in dieser Laaaaaaangen Nacht.



Das waren 4 Bühnen in nur 5 Stunden und noch die Abschlußparty im Admiralspalast open End. Wer hat die Langen Nächte eigentlich erfunden? War es wieder einmal Berlin, die kleine Welthauptstadt?

24. April 2009

Weimar

Weimar war die dritte Stadt und stand am Ende der kleinen Osterreise durch den Thüringer Wald. Residieren kann man sehr gut im Dorint, direkt gegenüber dem Goethepark gelegen. Weil um Ostern sämtliche Sträucher, Wiesen und Bäume in frischen neuem Grün standen, hat der Park und die Stadt bei sommerlichen Temperaturen noch mehr Spaß gemacht. Die kleine Stadt selbst wirkt heimelig im Gegensatz zu Berlin. Fußgängerzonen und alte Häuserfasaden tragen ihr übriges dazu bei. Natürlich ist überall Goethe und Schiller präsent. Hätten beide gewollt, das es einmal Kaufhäuser mit ihren Namen geben sollte und damit die Kunst des Kaufens deklariert würde. Wollte hier nicht die Kunst des Verkaufens gemeint sein? Das steht am Haus zum Glück nicht dran, weil nicht drin. Es ist allenfalls ein schöner und lesbarer Schriftzug, aber deshalb muß die Kunst der beiden nicht für alles verwirkt werden. Selbst dann nicht, wenn weit gereiste ausländische Touristen die Dichterstadt beehren, Kaufkunst woanders mit Stil verbunden wird, sie und ich anderes gewohnt sind.
Die Revolution des Designs begann vor 90 Jahren - in Weimar. Das stimmt allerdings. Das Staatliche Bauhaus war eine Gestaltungsschule. - ein schönes Wort. Es gibt zur Zeit eine umfassende Ausstellung an verschiedenen, den Ursprungsorten des Bauhaus in Weimar. Ich hatte bisher keine Berührungspunkte, mich damit dem Bauhaus zu beschäftigen. Ein Freischwinger Cesca steht bei mir im Gästezimmer. Vieles aus der Zeit findet sich heute immer noch als Möbel, Lampe oder Teil der Gebäudearchitektur im heutigen Alltag als neu und modern wieder. Für damalige Zeiten eine sehr geniale und spannende Entwicklung, wenn man bedenkt, welche Entwicklung das Land und die politische Gesellschaft um 1920 gerade machte.
Genial ist in Weimar aber auch das Fachgeschäft für vergessene Privatfotographien. Der Weblog vergessene-fotos.de ist grossartig, spannend und unendlich; wird sofort am rechten Bildschirmrand gelistet. Und so sieht es im Schaufenster von dem Geschäft aus, was eigentlich keines ist.
Die Protakonisten und Lehrer des Bauhaus als kleine Pappfiguren in handlicher Größe. Schade nur, das dieser Laden so weit weg ist, denn es soll dort Mittwochs leckeren Kuchen geben, weil da eben die Mitte der Woche gefeiert wird. Dies ist jedenfalls ein Örtchen, welches mich zum wiederkommen und schmöckern reizt. Weimar ist mir symphatisch.

23. April 2009

Erfurt, eine Wiederbegegnung

Es muss Mai 1986 gewesen sein, als ich das erste und letzte mal in Erfurt war. Nun war ich wieder da. Na klar hat sich alles verändert. An ein buntes Erfurt, wie es heute aussieht, kann ich mich nicht mehr erinnern. Aber an alte Strassenbahnen, alte unsanierte Häuser, den Bahnhofsvorplatz und die Post daneben, ein Neubaugebiet auf einem Hügel und die Jugendherberge in einer Villa mit 4 großen Säulen an der Front, die über 2 Etagen hoch sind.
Die Jugendherberge gibt es heute noch, aber ich habe sie diesmal nicht besucht. denn ich war quasi nur auf Tagesbesuch. Ins Neubaugebiet hat es mich diesmal nicht gezogen. Damals hatten wir vier Berliner, jung wie wir waren, uns mit Erfurterinnen getroffen und uns unter anderem an einem lustigen Abend in einer Jugenddisco vergnügt, die in solch einem zweistöckigen Dienstleistungswürfel untergebracht war. Vorher trafen wir uns zum ersten mal vor der Post am Hauptbahnhof. Eine ganz spezielle Geschichte, die ich heute hier nicht erzähle aber dabei schmunzle, während ich das hier schreibe. Deshalb noch die Erinnerung an die Post, die dort heute nicht mehr steht, statt dessen ein Fahrradparkhaus. Alte Straßenbahnen fahren heute auch nicht mehr. Und Bier haben wir damals im Dederonbeutel in einer Kneipe um die Ecke geholt. Bier in hellgrünen Flaschen.
Heute hat Erfurt eine ansehnliche Altstadt. Rund um die Krämerbrücke lassen sich kleine nette Läden und Cafés finden. Erfurt hat etwas, was Berlin nicht hat. Kleine schöne Plätze, auf denen es sich sitzen, dabei Kaffee trinken und nach Leuten ausschau halten oder einfach nur so gemütlich verweilen und dabei quatschen lässt, wie auf einer Plaza irgendwo in Spanien. Obwohl das mit dem Cappuccino so eine Sache ist. Denn es heiß "Cappuccion italienisch" oder "Cappuccino mit Sahne". Letzteres meint Schlagsahne und italienisch ist mit Milchschaum, der schnell zerfällt weil es aus dem Automaten kommt und nicht aufgeschäumt wird.
Einen richtig Guten (u.a. auch weil Bio!) gibt es aber bei Nadja im
salvado zu trinken. Obwohl es da eigentlich wunderschöne Sachen und meine neuen Trinkgläser und Becher für (!) Cappuccino gibt. Also wer in Erfurt ist, sollte dort unbedingt vorbei gehen. Schön sitzt es sich auf den Stufen der Treppe, die zum Dom rauf führt. Auf halber Höhe ein kleines Café, in dem der Kuchen wirklich aus dem hauseigenen Backofen kommt. Der Pflaumenkuchen war noch richtig warm und hat lecker Streussel oben drauf. Es gibt Sitzkissen und der Genuss kann bei einem wunderschönen Blick auf den Domplatz und die Häuserzeile aufgenommen werden. Nur wegen des Kaffee-Angebotes bitte das oben gesagte beachten. Aber wie gesagt, hier gehts um die Atmosphäre und den Kuchen bitteschön. Und dann war da noch Rotstern. Auch so eine Erinnerung. Damals gabs Schokolade von Rotstern in so einer nichts sagenden rot, weiß, blauen Verpackung. Und heute so ... , und wird in einem Flaggshipstore in der Altstadt verkauft. Und die Rotstern Zartbitter war sogar Testsieger.

18. April 2009

Eisenach

Bei Eisenach liegt die Wartburg, die ich links liegen lies. Für einen Osterspaziergang ging´s auf die Sängerwiese. Das wahre Ziel war aber, was wohl bei fast jeder Wanderung in Deutschland ein sicherer Zielpunkt sein sollte, die gastronomische Lokalität, vor Ort in Erscheinung des Waldgasthofes auf der Sängerwiese. Thüringer Bratwurst, wirklich gut gewürzt und vom Holzkohlegrill ist dort oben richtig lecker. Und natürlich mit Senf. Neu war für mich, das es im Osten neben dem von mir geliebten Bautz´ner Senf auch BORN Senf aus Thüringen gibt, den schon Otto von Bismarck für vorzüglich befand. Eine weitere thüringische Spezialitäten ist im übrigen die Vita Cola. Die mit Citrus-Kick schmeckt alle mal besser als eine Coca Cola.
Nach der Sängerwiese ging es wieder runter und durch die Drachenschlucht. Meine Vorstellung beschränkte sich auf ein schmales Tal mitten durch einen Wald. Es ist aber ein wirklich schöner Weg, entlang an einem Bergflüsschen, hindurch durch eine richtig schmale Schlucht, die aus hohen Felswänden besteht, auf denen saftig grünes Moos wächst und von denen Wassertropfen einem beim nach oben schauen ins Gesicht fallen. Genussmanko in und rund um Eisenach ist dann aber für einen Weltstadtmenschen, der Mangel an einem richtig gutem Cappuccino. Vermutlich und mit sehr großer Wahrscheinlichkeit gibt es den im Ristorante la Grappa. Alles andere wird einem als Cappuccino italienisch verkauft und hat nicht einmal optisch damit zu tun. Da bestell ich mir lieber einen Tee.










Und dann war da noch die PHANTASIE. Einstmals wohl ein gutes Ausflugslokal, dem heute noch anzusehen ist, das es große Tanztees gegeben haben muss. Immerhin war hier bis 1958 sogar eine Endhaltestelle der Straßenbahn Eisenach. Merkenswert aber noch heute, im leer stehenden Haus, die sechs Fenster mit sechs verschiedenen Gardinen. Da soll mal noch einer sagen "... hatten ja früher nix".

7. April 2009

Kirschblütenrot

Die kalte Jahreszeit ist nun auch endlich sichtbar überstanden. Denn in jeder Strasse sind nun Bäume mit aufspringenden Knospen zu finden. Frühlingsgrün ist angesagt, saftig und frisch. Obwohl, die Kirschblüten gefallen mir noch viel besser. Was wäre eigentlich, wenn es in der Stadt mehr Kirschbäume anstatt anderer geben würde? Für Allergiker wäre dies von Vorteil. Linden und Haselnussbäume würden nicht so nerven. Zwar gibt auch die Pappel -die stinkt dann - später ihre Pollen ab, sie fliegen durch die Luft und bilden einen weißen Teppich auf dem Boden. Der Blütenteppich den Kirschblütten entstehen lassen ist um vieles schöner. Aber auch der starke Kontrast, den ein Kirchbaum bildet, mit seinem schwarzen Stamm und den weißen oder rosaroten Blütenblätter. Schade, dass es so wenig Kirschbäume in der Stadt gibt und auch nur so vereinzelt.
Die Stadtmenschen genießen sichtlich die warmen Temperaturen. Kurz ist angesagt, bunte Farben und weg mit den dunklen Wintermänteln. Heute habe ich die ersten auf Wiesen und in Parks gesehen, auf Decken liegend und erste Grillaktionen wurden zelebriert. Es sind Ferien, die Stadt hat gute Laune. Von Krise nichts zu spüren. 
Und in Santiago sollte jetzt die winterliche Zeit los gehen, aber es sind 29 Grad.