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11. Januar 2009

tres minutos con realidad

Längere Urlaubsreisen, noch dazu in die weite Welt hinaus, wirken bei mir eine ganze Weile nach, was den Erholungseffekt, die eingenommene Gelassenheit und Zufriedenheit betreffen. Die Nachwirkung von 25 Tagen meiner Argentinien-Reise möglichst lange zu bewahren ist mehr oder weniger einfach. Die freien Tage in Form von Feiertagen, die unmittelbar nach meiner Reise stattf anden, haben fast dafür gesorgt, mein Jetlag ins neue Jahr zu schieben. Das winterliche Wetter ist nicht ganz fair, schliesslich bin ich aus dem Sommer gepurtzelt. Alltagshektik und deutsche Gewohnheiten sind momentan noch einfach, bis auf ein gewisses Mass Abstand von ihnen zu halten. Was bleibt ist die Erinnerung, an die frischen Erlebnisse zu bewahren.

Kathrin gab mir den Tip, ich solle unbedingt "Drei Minuten mit der Wirklichkeit" von Wolfram Fleischhauer lesen. Ich habe es getan und Kathrin, Du hast nicht zuviel versprochen.
Nicht nur weil der Roman spannend und schön ist. Ich bin beim lesen alle Strassen nachgelaufen, die auch die Protagonistin Giulietta (was für ein schöner Name) in Buenos Aires gegangen ist. Es war wie ein Film in meinem Kopf, ich fühlte mich immer noch so, als würde ich in der Stadt sein. Nun bleibt mir das Gefühl, noch einmal nach Buenos Aires "zurück" zu müssen. Es ist eine wunderschöne Stadt, von innen gesehen, von aussen nicht unbedingt. Sie bleibt irgendwie fragwürdig. Als wenn die Stadt ein Geheimnis vor mir hat.

Die Vergangenheit der Madres de Plaza de Mayo, Mütter, die sich noch heute, seit über 31 Jahren jeden Donnerstag auf dem Plaza de Mayo versammeln und ihren Protest anbringen, die habe ich nicht gesehen. Denn ich war nur von Sonnabend bis Mittwoch in der Stadt. Es gab tatsächlich nichts, was mir während meiner Reise begegnet ist und irgendwie an die Zeit der Militärdiktatur in den 70er Jahren erinnert. Zwar war ich am Grab von Evita, aber das hatte damit nichts zu tun.
So ging es letztlich auch Giulietta, die erst nach ihrer Rückkehr nach Berlin davon erfahren hat. Genauso wie ich, der ich mich auch erst nach meiner Reise damit beschäftige. 1978 war nicht nur die Fußballweltmeisterschaft in Argentinien!

Es gibt viele Gründe für mich, irgendwann noch einmal nach Buenos Aires zu reisen.

21. Dezember 2008

Argentina hasta el momento

Einbahnstrassen _auch im kleinsten Ort, ein sinnvolles System
viele sehr alte Autos _die sonst wohl auf keiner anderen Strasse der Welt noch fahren
viele Fahrradfahrer _besonders in San Juan aber auch in Buenos Aires
Kohlepapier _zu Hause schon fast vergessen und kaum mehr in Verwendung, hier schon
einfache Strassencafés _gibt es überall
Lichtwerbekästen _über der Strasse, statt Leuchtreklame an den Wänden, wohl weil die Baumkronen so dicht sind
Lautstärke _von Bussen, von Autos, von Mopeds, von Klimaanlagen, von Ventilatoren, von neueren Autos mit quitschenden Keilriemen, von Baustellen
Sandwich _Jamon y Queso, gibts immer und überall
Cervecza _in Literflaschen
Croissantes _kleine süsse

Von den ca. 570 Bildern habe ich jetzt ungefähr 80 ausgesucht, die ich hier unbedingt zeigen will. Aber nicht alle hintereinander. Deshalb jetzt nur einige aus BsAs. Für die anderen werde ich also nach einer Lösung suchen und sie hier her verlinken.
Wenn du in Buenos Aires stehen bleibst und dich umdrehst, siehst du Dinge an denen du schon längst vorbei gelaufen bist.













In La Boca, dem buntesten Viertel von Buenos Aires, stehen die bekannten farbigen Häuser. Die habe ich zwar auch fotografiert, hier aber einige andere Blickwinkel.




20. Dezember 2008

Rückflüge

Mit IBERIA sollte es gestern um 14:05 zurück gehen. Daraus wurde voraussichtlich 20:15 Uhr und real dann 20:35 Uhr. Es war keine ausgeruhte Crew in Santiago vorhanden, weil der vorherige Flieger erst sehr spät kam. Deshalb diese beträchtlich verspätete Abflug. Für die meisten der über 250 Passagiere dieses Fluges war Madrid natürlich nur ein Umsteigepunkt. Das bei einem geplanten 6 stündigen späteren Start keiner mehr seinen Anschlussflug erreichen dürfte, liegt sehr nahe. Für das Einchecken in Santiago bedeutet dies: warten, warten, warten, ganz geduldig warten. Denn es mussten erst einmal neue Anschlussverbindungen heraus gesucht werden. Obwohl ich 2 Stunden vor Abflug da war, habe ich dann 3 Stunden für den Check-inn gebraucht. Als Entschädigung gab´s einen Voucher zum Lunch. Gatsby hatte eine grosses, reichhaltiges Buffet zu bieten. Thomas (vom GFZ) hatte ich dort getroffen und so konnten wir beim Essen holen gegenseitig auf unsere Rucksäcke aufpassen und haben uns auch noch ganz prima über unsere Erlebnisse unterhalten. Zeit hatten wir ja ohne Ende. Er hatte seinen Anschlussflug nach Berlin für 15:50 Uhr, ich einen für 19:40 Uhr. Es war mir in Madrid aber noch gelungen, auf den Nachmittagsflug zu wechseln. Unser beider Gepäck kam sogar mit uns gemeinsam in Berlin an. Innerlich hatten wir uns aber schon auf warten und anstellen in Berlin wegen fehlendes Gepäcks eingestellt. Auf der Langstrecke hatte sich die Service-Crew sogar mal richtig Mühe gegeben. Das haben die über 250 Leute dann wohl auch nicht anders erwartet. Auch wenn das Lunch-Buffet ganz gut für gefüllte Bäuche gesorgt hatte. Im Flieger habe ich die meiste Zeit geschlafen., dank Schlafmaske und Ohrstöpseln (die aus Silikon funktionieren gut). So war es dann doch ein gewisser Vorteil, so spät zu fliegen. Auf der Kurzstrecke (3 Stunden) habe ich aber auch fast nur geschlafen. Den 20.12. habe ich heute quasi so gut wie komplett verschlafen. So war ich dann doch auf dem Weg nach Hause 31 Stunden unterwegs.

Es kann aber auch mal anderes kommen. Vor 4 Tagen ging mein Rückflug von Buenos Aires nach Santiago 1 Stunde und 40 Minuten eher, als auf meinem E-Ticket stand. Warum? Keine Ahnung. Zum Glück war ich aber schon um 10 Uhr am Airport und habe den Flug locker geschafft. Ich war nur so zeitig da (3 Stunden), weil ich vorgewarnt war, vor einer langen Taxifahrt im Stau (effektiv nur 30 Minuten zum Festpreis von 80 Pesos, Dank Reception des Milhouse), lange Abfertigungszeiten am Counter, Anstehzeiten für die Flughafensteuer (US$ 18 bei Flug ins Ausland) und lange Pass- und Zollkontrolle. Es ging dann aber alles ruckzuck.

Wenn die Platte wackelt

1999 war ich in Mexiko und habe ein Erdbeben faktisch verpasst. Ich war zwar schon live dabei. Da wir aber gerade Auto gefahren sind, haben wir es damals aber nicht gespürt und wahr genommen. Es war einiges eingestürzt. So auch das Dach der Kirche in Oaxaca, in der wir am Morgen noch waren.
In meiner letzten Nacht in Santiago sollte ich dieses wackeln dann doch noch erleben und zu spüren bekommen. Kur vor dem Morgen klapperte der kleine Blumentopf im Glasregal und ein leichtes wackeln war kurze Zeit zu spüren. Ich schob ein Stück Zellstoff unter den Topf, es konnte nicht mehr klappern und ich schlief weiter. Aber dann so gegen halb 7 gab´s einen dumpfen Ruck und es schüttelte mich für gute 20 Sekunden hin und her. Das war sie nun, die "Plattenbewegung", die mit einem heftigen Ruck begann. Alle wurden davon wach, blieben liegen und schliefen nach kurze Zeit weiter. Die Hunde haben sich auch nichts weiter draus gemacht. Alle haben sie weiter geschlafen. Als Erdbeben bezeichnen die Chilenen das nun auch nicht gerade. Es wackelt eben und keiner nimmt Notiz davon.
Am Nachmittag traf ich dann Thomas vom Geoforschungszentrum in Potsdam am Flughafen. Den wackelnden Effekt hatten wir im Restaurant sitzend noch einmal mit bekommen und waren die einzigen die sagten "Hast du das auch gespürt?" und sich dabei umschauten. Auf der Homepage des GFZ können im übrigen aktuelle Erdbebeninformationen weltweit abgerufen werden.

Tag am Meer

In Wirklichkeit bin ich schon (aber ohne es zu akzeptieren!) zurück und sitze gerade frisch geduscht am Schreibtisch, um die letzten Geschichten dieser Reise aufzuschreiben.

Ich bin zurück aus Buenos Aires wieder in Santiago. Es ist eine Gewohnheit geworden, eine Tradition sozusagen, am letzten Tag vor dem Abflug ans Meer nach Valparaiso zu fahren, ein letztes mal aufs Meer zu schauen, den Hafen von Valpo und auf dem Berg im gelben Haus ein Crepés zu essen, einen frisch zubereiteten Fruchtsaft und einen Cortado zu trinken. Diesmal war der letzte Tag am Meer aber nicht in Valpo sondern in Quintay, in der Nähe von Valparaiso. Eine traumhaft kleine Bucht, in der die Kinder am Strand und im kalten Wasser spielen, die Fischer ihre Netze ordnen und Hunde allen faul zuschauen oder "mitmachen". Hier gibt es eine Hand voll dieser typischen Fischrestaurants, die ne volle Karte haben, aber man eigentlich nur fragt, was es heute an frischen Fisch gibt.
Ich kann es nicht erklären, wie gut Fisch in Chile zu essen ist. Er ist einfach gut und damit ist grossartig gemeint. Sozusagen ein Traum, der auf der Zunge zergeht. So bestellten wir Machas a la Parmesana (Muschelfleisch mit Parmesan überbacken) , Locos con salsa verde y Ensalada (Schnecken mit grüber Sosse auf Salat) und Reineta con Pure (Fisch und Kartoffelbrei, sehr fleischige Konsistenz und sehr schmackhaft). Dazu ein Sauvignon von Torres. Als Postre Torta de Merengue-Lúcuma (unbeschreiblich) und natürlich Cortado con Leche. Wie gesagt, es war köstlich. Im Restaurant Miramar von Maria Zunilda Tronche Marin hat man von der Terasse mit den besten Blick, um das Geschehen unten am Strand zu erleben. Maria war im übrigen auch schon in Europa,. U.a. in Venedig, Grenoble und Frankfurt, wo es ihr die deutschen Bratwürste angetan haben. Eine liebenswerte Frau, die schnell ins schwärmen kommt und mit der es nett ist, zu plauschen.
Es ist ein schöner Ort zum relaxen. Hier kommt kein Tourist hin, ausser chilenische und ein paar Extranjeros. Deshalb auch noch ein extra Gruss an Sandra ;-) Hab mich wirklich gefreut, das wir noch kurz telefonieren konnten.

17. Dezember 2008

Tango

In der letzten Nacht habe ich eine Tango-Show im legendären Cafe Tortoni besucht. Als erstes habe ich "gesehen", wie die Musik zum Tango gemacht wird. Das war das erste, was mich begeistert hat. Aber das wichtigste zur Musik sind die Tänzer. Da glüht die Leidenschaft und die Erotik auf, wie wohl in keinem anderen Tanz der Welt. Ich bin begeistert.
Auch wenn die Show mehr wie eine Variete-Show und weniger als eine grosse Tanzshow gestaltet war, sie war sehr gut. Ich habe mich von Beginn an in die Geigerin verliebt. Gerade weil sie ihre Stücke mit einer gewissen Routine runter gespielt hat und kein gekünzeltes Lächeln, sondern eine gewisse Traurigkeit oder auch Müdigkeit in den Augen hatte. Es machen eben doch nicht alle Porteños jede Nacht durch.

Ich habe das Gefühl, tagsüber spielen die Busse mit ihren schrecklich lauten Motoren ihren eigenen Tango!

16. Dezember 2008

definitiv eine Metropole

Buenos Aires ist definitiv eine Weltmetropole, an jedem Tag der Woche und zu jeder Zeit. Einen Vergleich mit oder zu Berlin will ich jetzt aber keinen ziehen. Berlin ist auch eine, aber eine sehr kleine und eben eine andere. Wie sich wohl kaum Weltmetropolen gleichen.
BsAs hat für mich eine Beimischung von Madrid, Hamburg und Berlin. Jedenfalls gibt es beim schlendern durch BsAs gewisse Erinnerungen an diese drei Städte. Strassen, Häuser und Lärm wie in Madrid. Am alten Hafen eine Atmosphäre wie in der (neuen) Speicherstadt von Hamburg. Und etwas von der Dynamik Berlin´s mit seinen Trendviertelnberg, F´hain und Mitte. Nur ist hier alles zusammen viel ausgeprägter zu finden. Aber am aller meisten liegt argentinische Energie in der Luft. Und: Nicht jede Ecke ist Tango, aber an fast jeder! Er ist stetig in der Luft zu spüren.

An vielen Ecken werde ich das Gefühl nicht los, die Stadt lebt noch in den 70er Jahren. Wenn ich ein Café betrete, in dem das Mobiliar noch vollkommen aus Eiche-Holzdekor besteht, an der Wand die Spiegel mit abgestumpften, oder auch vom vielen putzen abgewetzten Leisten umrandet sind, in denen der eine oder andere Señor seine Zeit immer am selben Tisch verbringt, mit einer farblos erscheinenden Krawatte, dann ist das durchaus sympathisch. Die moderne braucht es hier nicht, wie an so vielen Ecken in dieser Stadt. Ist sie doch gekennzeichnet von einer stehen gebliebenen Wirtschaft, die sich nur langsam erholt, aber nicht deren Cafés. Die Stadt scheint keinen Fortschritt zu suchen. Nicht diesen monströsen, den so manch andere Stadt heutzutage völlig verändert, mehr als nur in einem Viertel.
Ich verzichte auf die weitere Beschreibung der Stadt und lasse später einfach meine Fotos sprechen. Auf jeden Fall sollte man einmal im Leben in Buenos Aires gewesen sein. Die Stadt ist und die Porteños sind unverwechselbar. Ich mag beide!

Da sich in solch einer grossen und lauten Stadt die Frage einer guten Unterkunft generell stellt, kann ich das (neue) Milhoustel Avenue nur empfehlen. Es riecht sogar noch etwas nach Farbe. Das Haus ist gerade komplett saniert und neu eröffnet worden. Grosser Bruder ist das Milhoustel, 2 Cuadras weiter. Die Zimmer gehen mit Balkon zur Strasse oder auf die Galerie zum Patio. Alles ist sehr grosszügig angelegt. Die Betten haben extra Dicke Matratzen (vielleicht am Anfang, weil neu, noch etwas hart). Aber in der Hitze liegt man mehr, als das man sich bettet. Das Personal des Hauses ist absolut hilfsbereit und weiss viele gute Tips, 24 Stunden!
Hier habe ich im übrigen auch wieder überwiegend Israelis getroffen, die nach ihrer Armeezeit mit dem verdienten Geld ein paar Monate günstig durch Südamerika reisen. Gestern war eine der spektakulären Milhoustel-Partys, die nicht ausgelassen werden sollte.

Porteños = Bewohner von Buenos Aires

CHEZ caferesto

Un toque francés con elementos argentinos! So lässt sich die Küche des CHEZ am besten beschreiben. In einem Eckhaus gelegen, mit grossen Fenstern, durch die sich das Treiben auf der Strasse beobachten lässt. Besonders am Sonntag, wenn auf der Av. Defensa das bunte Treiben des Wochenendmarktes und seine Mischung von Liveauftritten verschiedener Musiker und anderer Darsteller. Drinnen bleibt es dennoch ruhig und angenehm kühl.
Leckere Salate und Postrés, die kann ich empfehlen, weil davon habe ich probiert. Aber auch die anderen Platos sehen verdammt lecker aus. Ich habe keinen gesehen, der etwas liegen lassen hat. Dazu kann zwischen 35 verschiedenen Weinen ausgewählt werden. Ein kühler Sauvignon ist zum Mittag schon eine nette Erfrischung.
Was in Deutschland allgemein nicht so sehr üblich ist, bzw. meist als geschmacklich nicht weiter erwähnenswert auf den Tisch kommt, sind die sogenannten Vorspeisen des Hauses. Im CHEZ gab´s eine Art von Creme, die vom Hühnchen war und sehr lecker. Dazu zwei Scheiben französischer Salami und französisches Sauerteigbrot, welches beides dem europäischen Magen in Argentinien selten unter kommt.
Hier lässt sich gut eine ausführliche Pause machen, um die Füsse vom Spaziergang durch San Telmo abzustellen (Defensa 1000, San Telmo, BsAs, Argentinien).

14. Dezember 2008

Morgenstunde(n) in Buenos Aires

Die Stadt hat sich abgespült. In der Nacht hat es geregnet. Es ist es noch leicht bewölkt. Den Staub hat es weg gewaschen, der Dreck ist, wie in jeder anderen Stadt auch, geblieben.
9:30 Uhr, es sind 26 Grad. Als hätte die Nacht die Temperatur nur um 2 Grad gesenkt. Die Zeitungsläden haben schon alle auf. Ausladend und voll gepackt mit unzähligen Illustrierten, Zeitungen und ein paar kleinen Süssigkeiten. Die Verkäufer sind manchmal erst nach gezielten suchen dazwischen zu erspähen.
Auf den 2 x 8 plus 2 x 3 Fahrspuren der Avenida 9 de Junio, einer Mega-Strasse, fahren fast nur die schwarz-gelben Taxis. Mit der Zeit kommen mehr silberfarbene, neue Autos dazu. Wenig später auch die bunten, ganz alten Autos. Ab und zu fährt auch ein Bus vorbei.
An den dicken Rollgittern vor den Schaufenstern und Läden hängen dicke Ketten und Vorhängeschlösser. Hier und da liegt ein Obdachloser auf seiner Matratze davor und schläft noch. Hotelangestellte putzen in aller Ruhe Türen und Fenster, wischen die Stufen zum Eingang ab. Die Sonne wird stärker, die Wolken verziehen sich mehr und mehr. Dunst und die Feuchtigkeit vom letzten Regen steigt auf und mit ihr der Geruch der Stadt.
An einer Kreuzung ist ein Chevrolet Corsa in ein Taxi hinten rein gefahren. Der eine hat kein Vorder-, der andere kein Hinterteil mehr. Ein Polizist nimmt alles auf, die Fahrer der beiden Unfallautos sind nicht zu sehen. Keiner nimmt die Situation weiter war. Kaum Menschen sind unterwegs.
Junge Leute mit Schilfgrünen T-Shirts kratzen Zettel und Aufkleber von den Laternen- und Strassenmassten, streichen sie dann auf 2 Meter in einer dunkelgrauen Farbe frisch an. Auf ihren T-Shirts steht Jugá Limpio. Sie sind die einzigen, die neben den paar Touristen auf der Avenida unterwegs sind.
Ein paar Cuadras weiter, in Recoleta, wo wirklich reiche Leute wohnen, nutzen betagte Damen in schicken Kostümen die noch frische, angenehm kühle Luft für einen Spaziergang, bevor die Hitze kommt. Ab und zu hat auch eine ihr Sofa-Hündchen an der Leine dabei. Jüngere Señoritas führen grosse, gepflegte Hunde aus. In Josephina´s Café treffen sich später die älteren Herrschaften zum Café und führen lange Gespräche und trinken einen Café. Zeitungen gibt es heute keine neuen.
So ist es wohl jeden Sonntag Morgen in Buenos Aires.

12. Dezember 2008

1.750 m3/s H2O

Ich sag´s gleich. Wasserfälle sind eigentlich nicht mein Ding. Ich finde es erstaunlich, wie Wasser fällt und welche Kraft da wirken muss. Mehr aber auch eigentlich nicht. Sie sind schon gigantisch. Etwas anderes hatte ich in der Art noch nirgends gesehen. Über ca. 72 Meter stürzt das Wasser des Rio Iquazú in die Tiefe, und das auf einer ziemlichen Breite an vielen Stellen bzw. ganz besonders an zwei ganz breiten. Ich habe mir vorgestellt, wieviele Badewannen da ausgekippt werden müssten, um für kurze Zeit ein solches Bild zu erreichen. 1 Kubikmeter sind 1.000 Liter, eine Standard-Badewanne hat ca. 180 Liter.
Es sieht grossartig aus und das Auge kann kaum dem stürzendem Wasser folgen, was in einer Sprühwassernebelwand verschwindet. Ab und zu kommen wohl grössere Mengen auf einen Schlag runter, dann springen Fontänen aus der Nebelwand. Von vielen verschiedenen Plattformen lassen sich die fallenden Wassermassen betrachten. Rings herum ist alles grün. Einige bunte Vögel fliegen rum, kleinere und grössere Schuppenkriechtiere (Eidechsen, wer hätte das gewusst, liebe LeserInnen?) laufen scheu über die Wege und heissen Steine. An einigen Punkten begegnen einen Nasenbären. Ansonsten wird über all im Park vor den Tieren auch gewarnt. Gut so, no food for animals!
Am meisten haben mich in dem Parque Nacional (PN) aber doch die vielen bunten Schmetterlinge fasziniert. Kleine und grosse, mit verschieden geformten Flügeln. Sie setzen sich gern auf Rucksäcke oder auch auf die Menschen. Einer sass fast 10 Minuten auf meinem Daumen. Mit einem Rüssel saugte er wohl die Feuchtigkeit vom meiner gesamten Daumenfläche, ohne dass ich still halten musste. Wir gingen dann spazieren und zu seinen Brüdern und Schwestern. Sie sitzen am liebsten an Pfützen im Schatten. Es sind ja schon spannende Tiere. haben einen pelzigen Körper und seidige Flügel. Ich glaube ein paar richtig gute Bilder gemacht zu haben. In der Sonne ist das Ergebnis auf dem Display der Digi ja kaum richtig zu erkennen.
Später war die Batterie alle und als ich bei den Wasserfällen unten angekommen bin, ging nichts mehr. Scheinbar lief ich auch hier wieder einmal in die andere Richtung. Denn rüber zur Insel kam ich mit dem Boot nicht mehr. Ich war zu spät (15:30 letzte Hinfahrt) Dort gibt es einen kleinen Strand, an dem gefahrlos im ansonsten sehr schnellen Wasser gebadet werden kann. Und ich wollte baden!
Wer unten an den Wasserfällen steht, schwitzt nicht mehr, sondern ist ganz fein nass vom ständigen Sprühnebel. Aber nach gut 5 Minuten ist dann doch alles irgendwie nass. Klamotten und offen getragene Körperteile.
Mir gehts heute schon wesentlich besser. Ich habe drei Toast und Cornflaks gefrühstückt, den Tag über viel getrunken. Mir ist zu Zeit nach einem richtig schönen Rührei, mit allem drum und dran. So mit Frühlingszwiebeln, Tomaten vielleicht ein wenig Speck oder auch Champignons.
Die 4 Israelis habe ich heute des öfteren im PN getroffen. Sie reisen eigentlich durch Brasilien und sagen, dass die argentinische Seite der Wasserfälle die schönere, weil beindruckendere ist. Fast alle 4 arbeiten in der Armee und sind Offizier. Tel Aviv ist nicht so gefährlich, wie man denkt. Einer hat mir bestätigt, das jede Nacht dort Party am Strand sein soll. Und die allgemein bekannten Problemen ... die mögen sie auch nicht.
Sie fliegen über Frankfurt zurück und wollen vielleicht eine kleinen Stadtrundgang machen. Ich habe ihnen erklärt, was es eine ziemlich kleine deutsche Stadt ist und sie vielleicht was essen gehen und ein gutes Bier dazu trinken sollen. Habe ihnen aber auch gesagt, richtig gute deutsche Küche gibts nur zu Hause.
Apropo, ich werde jetzt auch was essen gehen, habe Hunger.

Seitenwechsel in jeder Hinsicht

(am 12.12. leicht überarbeiteter Bericht)
Heute ging es von Salta nach Puerto Iquazu, also von links nach rechts, ins Dreiländereck mit Argentinien, Brasilien und Paraquay. Das sind vielleicht ungefähr 1.300 Kilometer direkte Luftlinie, die per Flug über Buenos Aires geflogen bin. Erst ca. 1.400 km, dann umsteigen und nochmal ca. 1.000 km).
Morgens gab es noch einen netten Smalltalk mit dem Taxifahrer (19 km = 17 Pesos), das im Nordwesten es viele Gauchos gibt und eher Nationaltänze der Gauchos und Quecha eine Rolle spielen, aber nicht Tango.
Die Landung in Buenos Aires, Fensterplatz links: ein Golfplatz, unendlich viele Swimmingpools in jeder groesse und Form, einige Schwimmbaeder, mehrere Tennisplätze, Fussballstadien und ein Jachthafen. So ist also BsAs.
Auch die Leute haben hier eine völlig andere Lebensmentalität, so scheint es. Generell wird in jeder Situation telefoniert! Bemerkenswert die Frau, die mit ihrem Rolli die Gangway mit viel Zeit runter stieg und dabei immer mit dem Handy am Ohr. Alle waren schon im Bus, nur diese Frau noch nicht. Und ich musste schnell umsteigen - in gut 70 Minuten sollte die andere Maschine abheben und ich musste noch mal neu einchecken, brauchte aber erst meinen Rucksack zurück. Beim folgenden Check-inn, dann ein ähnliches Bild: Zwei Argentinierinnen stehen am Schalter und werden auch bedient. Beide mit dem Handy am Ohr und das Bambino im Buggy. Ich musste aber auch schnell einchecken!
Trotz Verlust des Sinns fuer den Wochentag, ich weiss meist nicht, welchen Wochentag wir tatsächlich haben, habe ich meinem Sinn für deutsche Rationalität hier in dieser Situation doch nicht verloren.
Angekommen in Puerto Iquazu merkte ich ganz schnell, ab hier wird´s jetzt anders, als auf meiner bisherigen Reise. Taxi vom Airport in die Stadt: 16 km = 70 Pesos; offizieller Tarif! Mir viel später ein, ich hätte gucken sollen, welche Rucksacktouristen auch in die Stadt müssen.
Hier ist es tropisch ohne Ende. Schon im Landeanflug waren nur grüne Wälder zu sehen. Es ist einfach nur schwül und warm hier. Die asphaltierten und betonierten Strassen und Wege sind rot gefärbt, von der Erde die es wohl über die Wege spült, wenn es regnet. In Puerto Iquazu geht es auf und ab, ziemlich steile Strassen. Hier ist es wesentlich ruhiger, weil nicht so viele, auch nicht alte Autos durch die Strassen fahren. Das ist mal richtig angenehm.
Letzte Nacht hatte ich Fieber bekommen und mir wurde kalt. Mein Magen macht plötzlich kleinere Probleme. Heute gab es deshalb nur Tee, viel Wasser, gesalzene Kekse und Powerriegel. Ich hoffe, morgen bin ich wieder fit. Essen kann ich heute nichts mehr, danach ist mir definitiv nicht. Regelmässig haue ich mir eine Aspirin rein, gekauft in der Lieblingsapotheke in Berlin, die wirklich so heisst.
Für 2 Nächte wohne ich im Hostel marcopolo-inn und teile das Zimmer mit einem Mexikaner, der eigentlich wegen eines Rockkonzertes 2 Tage in BsAs war, und 4 Israelis. Alles nette Leute. Und morgen gehts dann zu den Wasserfällen, den zweitgrössten der Welt. Beim Landeanflug habe ich das meterhoch stobende Wasser schon sehen können.

10. Dezember 2008

Quebrada de Cafayate

In den ersten Tagen meiner Reise hatte ich das Gefühl, ich fahre in die falsche Richtung, denn alle kamen mir entgegen und keiner fährt in meine Richtung. Jedenfalls nur ganz ganz wenige. Die vom Norden in den Süden fahren, haben als Ziel meist auch Bariloche, die argentinische Schweiz. Aber mittlerweile wird mir klar, ich habe für den andinen Nordwesten Argentiniens die richtige Fahrtrichtung gewählt, denn um so weiter ich in den Norden komme, um so schöner werden die Landschaften und Naturschauspiele. Fand ich die Cañuon del Altuel schon toll, hat es die Quebrada de Cafayate um einiges mehr getoppt.
Auch diese Fahrt sollte letzten Montag zeitig los gehen. Für mich ist um 6 Uhr aufstehen, auch auf Reisen, eine Überwindung. Aber es lohnt sich. Das ist selbst mir jetzt bewusst geworden. Zuerst war ich etwas ungehalten, denn der Mercedesbus war mit 18 Leuten gut bestückt und für mich war der letzte Platz auf der hintersten Bank vorgesehene. Vier Leute nebeneinander bedeutet: schön warm mit Kuschelfaktor. Über uns die Klimaanlage, von der wir nichts haben, denn sie blässt nach vorn und die Melodie kann ich jetzt auch singen oder zumindest imitieren. Die erste Zeit hat die letzte Bank dann auch geschlafen, wir hatten es ja am "gemütlichsten".
Schnell klarte sich meine Stimmung auf, als es den ersten Stopp in Alamania gab. Der Orst hatte mal - wie viele andere auch - eine Eisenbahnstation, von der heute das kleine Bahnhofsgebäude
einen kleinen Artesania beherbergt und die verrosteten Gleise längst vom Gras überwachsen sind. Die Gleisen enden dann "in den Bäumen" weiter hinten, zumindest optisch. Schon sehr beschaulich.
Meine Stimmung wurde noch besser, als die erste Schlucht (Quebrada) erreicht wurde. Wie soll ich die jetzt beschreiben. Es gibt Schluchten, in die kann runter geschaut werden, oder du stehst selbst in einer drin. Diese war ganz schmal und konnte "stufenweise" über hohe Felswände erklommen werden. Die erste Wand sind die meisten dann auch nicht hoch gekommen. Und die Frage des "wie runter" war da auch noch nicht offenbar ;-)
Die Quebrada de Cafayate besteht aus vielen Schichten erodierten, teil bizzar und etwas unwirklich erscheinende Gesteinsformationen, die vor tausenden von Jahren teils auch durch einen Fluss gefräst und geformt wurden. Alles ist riesen gross und hinter jeder Ecke scheint es noch gigantischer, noch prächtiger zu werden. Farblich ist es ein Wechsel aller möglichen Lehmfarben, in rot, gelb, braun, lila. Ich kann es nicht wirklich beschreiben. Entweder man hat es in natura gesehen, oder ... später in meinen Bildern.
Es wurde reichlich fotographiert und es gab auch reichlich Foto-Stopps, entgegen den Befürchtungen meines lonly planets - zu dem und seinem Wert; später mehr.
Weiter ging es bis ins beschauliche Örtchen Cafayte. Bevor es zu ersten Weinverkostung ging, hatte Cásar, der Guide, in einer Schlucht beim Bauern, Pan, Salami und 3 verschiedene Quesos gekauft. Das war ein absolut leckerer Lunch bevor der sehr gute Wein der Bodega Nanni verkostet wurde. Die Trauben werden in einer Höhe von 1.700 Metern nach Bio-Standards angebaut und hauptsächlich in die Staaten und Holland exportiert. Gestern Abend habe ich mir zum bife de chorizo, bien hecho (gut durch) eine Flasche Cabernet Sauvignon bestellt ... mmmh!!!
Auf der Weiterfahrt ging das Schauspiel der Farben und steinernen Formen weiter. So ist auch die Titanic bei ihrem Untergang zu sehen.
Zum Schluss gab´s am Nachmittag noch einen Stopp in einem kleinen Laden, die eine Art Käsekuchen mit Orangen feil boten ... was soll ich sagen! Im Garten werden Ziegen gehalten aus deren Milch verschiedene Käse gemacht werden. So mit Malbec (Weintraubensorte), Kräutern oder auch Senf. Ein toller Duft gab dieser Käse ab. da ich aber wieder nach Chile reise und die Einfuhr von Lebensmitteln verboten ist, habe ich keinen gekauft.
Ein unvergesslicher Tag, der am Ende mein Leid vom Morgen vergessen lies.

mehr Vielfarbigkeit geht wohl kaum

Ich hatte mir auch in den Plan geschrieben, mit dem Tren a las Nubes zu fahren. Doch der fährt nur bis Ende November und macht dann eine Pause bis März/April. Statt dessen gab es eine Tour am Rande der Bahnstrecke, nach San Antonio, durch die Puna, zum Salzsee und nach Purmamarca, die ich am Dienstag gemacht habe.

Wieder mit Cásar, dem Guide, der mit seinen 24 Jahren seinen Job richtig gut macht. An dieser Stelle sei mal der Tourveranstalter
turismolaposada erwähnt. In ihrer Art, die Touristen für die Touren zu werben - es gibt in jedem Fall einen Preisnachlass - gewinnt man schnell das Gefühl, hier wird auf Masse gearbeitet. Natürlich sind sie gut gebucht, aber bei der Qualität sind keine Abstriche vorhanden. Viel Zeit für alles, gute Erklärungen und schon noch ein individuelles Erlebnis.
Wieder ging es zu "gewohnter" Zeit los. Kleinerer Bus, weniger Leute. Doch wieder war ich komisch gestimmt. Ich bin wohl doch ein Morgenmuffel. Spanier, die viel rauchen müssen, eine Argentinierin, ein Australier und eine ältere Deutsche. Am Ende der Tour fand ich sie aber doch alle ganz nett und sympathisch. Ich sollte also meine Meinung und Stimmung der ersten beiden Morgenstunden keinesfalls ernst nehmen.
Schnell war auch auf dieser Tour klar. Ich bin in der richtigen Richtung unterwegs. Vergessen der Cañon, heute sollte es noch besser werden, als am Tag zuvor. Noch grösser, noch gigantischer und die Farben, für die habe ich keine Attribute mehr. Bis auf eine Höhe von etwas über 4.000 Meter ging es. Beim Essen der Suppe zitterte meine Hand, mit der ich den Löffel hielt. So macht sich die Höhe bemerkbar, alles geht langsamer. Ganz oben angekommen, in San Antonio, gab es ziemlich gutes Pollo (Huhn) für wenig Pesos. Ich muss erwähnen, das in diesem Örtchen kein Europäer einen Grund finden würde, hier leben zu wollen. Staubig, Baumlos, mehr als karg aber neue kleine Einfamilienhäuser, wie Sozialbauten, mit Internetanschluss und alles was sonst noch benötigt wird. Hier sind die Quechua zu Hause, am Ende der Bahnstrecke, die früher einmal ein wichtiger Punkt war, für Bahntransporte in den Norden von Chile, wo auch kein Zug mehr fährt. Von einer alten Quechua, die mindestens über 85 ist, habe ich ein kleines Lama aus Wolle gekauft. Ein echtes, handgemachtes Mitbringsel, welches garantiert nicht in China hergestellt wurde.
Die Puna ist eine Höhenlandschaft, ganz flach, in der sehr hohe Kakteen stehen und diese Art von stacheligen, flachen Büschen, gelb-gold, wie ich sie aus der Pampas kenne. Weite bedeutet hier, so ungefähr 10 Kilometer gerade aus schauen zu können. Die umliegenden Berge und "Hügel" erscheinen wieder in diesen grandiosen Farben, die während der Fahrt über immer stärker in ihrer Intensität wurden.
Der Salzsee selbst ist gross. In der Atacamawüste in Chile hatte ich aber schon einen grösseren erleben können, der noch schöner war. An sich sind Salzseen aber schon irgendwie spannend. Der Wind pfeift um die Ohren, es ist auch ziemlich frisch (Jacke mitnehmen!), alles ist rund herum weiss. Man selbst steht auf Salzkristallen, die meist eine sechseckige Form haben, selten 5 oder 6 Ecken haben. Wer seine Hand in das Wasser taucht und trocknen lässt, hat eine weisse Hand, die besser nicht an den eigenen Sachen abgewischt werden sollte. Alles ist danach weiss! Schon schön und macht irgendwie klar im Kopf, dort zu stehen.
Als letztes dann Purmamarca. Ein ganz kleines Städtchen, umgeben von Bergen, über die wohl Farbtöpfe ausgegossen wurden. Tiefe dunkle Vielfarbigkeit, unfassbarer Güte, die die Natur hier bietet. Mehr kann ich dazu nicht sagen. Es ist ohnehin schwer, das gesehene mit den passenden Worten zu beschreiben. Man hat genug damit zu tun, alles aufzusaugen.
Nach Salta zu fahren und von dort die Touren zu machen, von denen es noch mehr gibt, als die beiden, die ich gemacht habe, lohnt sich in jedem Fall und sollte ein Muss bei einer Reise durch Argentinien sein. Heute habe ich einen Tag zum ausruhen inklusive ausschlafen. Es hat die Nacht auch geregnet und gerade eben auch nochmal. Das hat auch was tolles. Morgen geht es dann per Flug zu den Wasserfällen von Iguazú.

9. Dezember 2008

1.000 Km mit dem Nachtbus

Der Bus ist in Südamerika "das" Verkehrsmittel Nummer 1. Damit ist jeder Ort schnell, bequem und - für unsere Verhältnisse - günstig zu erreichen. Ich bin vorgestern Nacht mit Flechabus gute 1.000 Kilometer in 15,5 Stunden nach Salta gefahren. Cama Ejecutivo ist sowas wie Business Class im Langstreckenflieger. Der breite Sessel kann auf eine Neigung von 140 Grad gebracht werden. Dazu gibt es ein kleines Kissen und ne Decke. Ich habe gut geschlafen, denn die Fahrt geht fast monoton gerade aus bei 100 km/h. Zu Essen gibt es auch. Zwei Glas Wein und einen Whisky hinter her. Auf mein no bekam ich dennoch einen ordentlichen Whisky mit Eis und hatte es nicht bereut. Videos werden generell irgend welche amerikanischen Filme in Original con subtitulo gezeigt. Meist Actionfilme oder sonst welche "Family and the big love Storys". Englisch wird also während der Busfahrt aufgefrischt. Kein Wunder, wenn ich hier auch gern mal ein wenig englisch spreche, wenn mein spanisch nicht mehr ausreicht. Die meisten Touristen, die ich zur Zeit treffe, kommen aus den Staaten und aus Kanada, sprechen also auch kein spanisch.

Tucuman war ja eigentlich als meine nächste Station geplant. Habe ich aber wie gesagt ausgelassen bzw. am Vormittag durchfahren und den Busterminal im 10 Minuten Zwischenstopp erlebt. Zwar ist in Tucuman die Unabhängigkeit Argentiniens verkündet worden, sicher interessant und sehenswert. Aber die Weiten und Landschaften finde ich dann doch anziehender, als überhitzte Städte nur als eine Übernachtungsstation zu nutzen. Andere Leute, die ich sprach, fanden es auch nicht unbedingt lohnenswert. Also directo ...

Von Salta bin ich wirklich angetan. Hier beeindrucken Häuser im kolonialen Baustil mein Auge. Ich wohne im Residencial Elena, was familiengeführt ist und sich in einem neocolonialen Haus befindet. Es hat einen wunderschoenen alten, gefliesten Patio. Mit der Inhaberin lässt sich nett plauschen; Sie kommt ursprünglich aus Spanien.
Heute war ich in den ganzen Tag auf Tour nach/in Cafayate. Eine spitzen Tour war das heute. Davon und meiner morgigen Tour dann übermorgen mehr. Ich geh jetzt Essen, es ist nach 10! Passt doch gut.

¡hasta luego!

6. Dezember 2008

erste Bilder

die vier schwarzen Striche sind Strassentunnel ... in den Anden!

Mondlandschaft ...

... im "Valle de la Luna"!

Verlassener Bahnhof der Ferrocarril in Mendoza!

Sonntagsfahrer in Mendoza!

Eine Weinprobe bei Di Tommaso

Sonne hinter den Anden, die hier nicht zu sehen sind!

kulinarisches deSANCHEZ

Das deSANCHES ist ein Restaurant, in dessen Regalen Bücher und ausgesuchte Musik-CD's zu haben sind. Unbedingt mal auf die Homepage gehen. Dann spar ich mir hier an dieser Stelle die Fotos, die ansonsten von der Reise alle am Schluss zu sehen sein werden. Was auf den Bilder der HP nicht so schön zu sehen ist, ist die strukturierte Stofftapete, mit aus dünnen Metallfäden eingewebten Blumenmotiven in silber-taubengrau.
Jeder Tisch hat sein eigenes Gedeck an Gläsern und jeder Tisch ist ein anderer. Hier isst das Auge in jeder Hinsicht mit. Wie von der Reise schon berichtet, ist die Ausstattung meist unwichtig.
Die Karte bietet eine grosse Vielfalt, von Pasta, Fisch und natürlich Rindfleisch. Ich habe mich für ein Rindermedaillon entschieden, was in Rotwein eingelegt und auf den Punkt gebraten wurde. Dazu grüne Bohnen und ein kleines Auflauftörtchen mit Kartoffeln, Karotten und Broccoli, gespickt mit einem frittierten Lorbeerblatt. Die kleine Vorspeise des Hauses muss auch erwähnt werden: Kleiner Salzkeks mit Käsecreme und Tomatenkonfite. Selbstredend ein Wein dazu bestellt, einen Cabernet Sauvignon, der bei Musik von Carla Bruni zu geniessen war.
Desserts gibt es auch, aber das Essen ist reichhaltig und deshalb verzichte ich hier regelmässig zugunsten eines Cortado-chico.
Das Restaurant ist ein Gourmet-Erlebnis der besonderen Art, im sonst so bescheidenen San Juan (Argentinien).

spektakuläre Mondlandschaft

Das einzige was noch fehlte, war die Landung eines Raumschiffes oder das ein grünes Männchen plötzlich und aus dem nichts vor einem steht. Aber es gab so grosse, schwarze, sehr schnell rennende Hirschkaefer, die manchmal sogar aufrecht liefen. Scheinbar waren es elektronische, mit Kamera ausgestatte Wesen, die uns beobachteten ;-)
Aber mal langsam. Die Tour in den PN Ischigualasto ging früh morgens , um 05:30 Uhr in San Juan los. Illoe & Joes aus Holland und ich wurden von Mario unserem Fahrer in einem Polo classic in das Naturschutzgebiet gefahren. Es liegt ca. 390 km entfernt und die Fahrt dauert gut 4 Stunden. Es geht so früh los, weil später die Hitze in der Landschaft, die keinen Schatten bietet, nicht zu ertragen wäre. Durch den Park brachte uns ein Ranger, der seinen Job dort seit 20 Jahren macht und sehr interessant in castillano und english die Entstehung und Geschichte der Landschaft erklärt hat. Es werden einzelne Stationen in dem 63.000 ha grosser Areal angefahren und jede Ecke sieht anders aus. Auch wenn ständig eine rote Felswand, von ca. 120 - 160 Meter Höhe in der Ferne zu sehen ist. Die wird zum Schluss angefahren. Figuren aus rotem Sandstein, einfarbigen Lehm und aus vulkanischer Asche sind überall zu sehen. Am Anfang der Tour durch das Tal musste ich mir die Augen wischen. Nicht nur wegen des fehlenden Schlafes (wir hatten alle schlecht geschlafen in den wenigen Stunden der vergangenen Nacht und schliefen daher auch fast die ganze Zeit auf dem Weg dorthin im Auto), sondern weil es so unecht aus sah. Als wenn es das nicht geben würde oder alles aus Pappe und ziemlich gut gemacht ist: Unterschiedliche Kegel in grau, mit Lehmfarbenen Ringen stehen da massenhaft in einer Schlucht, die so wirkt als würde sie gleich von Massen an Wasser geflutet werden und wir stünden dann am Rand eines breiten Flusses. Drei Tage vorher hatte es auch geregnet und so waren auch noch Spuren einzelner Verschwemmung zu sehen. Wenn es dort regnet, dann rennt das Wasser. Denn alles ist hartes Gestein und das Wasser kann nur "nach vorn"und so gut wie nicht in die Erde. Obwohl vereinzelt grüne Oasen die Landschaft brechen und viele, 2 Meter hohe Kakteen dort stehen. Bizar verformte Steingebilde lassen der Phantasie freien Lauf. Pilze, Kathedralen, U-Boote (El Submarino), Tischplatten und ein Ballfeld (Cancha de Bochas) sind zu sehen. Wo die steinernen Bälle waren, gab es die verrücktesten Käfer ;-). Die Bälle wachsen im übrigen aus der Erde. Das ist kein Witz! Wenn's regnet, und der Wind tut auch seinen Anteil, heben sich diese Steine mit der Zeit langsam aus der Erde.
Ansonsten gab es in dem Tal wirklich vor hunderten von Millionen Jahren Wasser und Seen, in denen sowas wie Krokodile und verschiedene Dinosaurier lebten. In den 70er Jahren hat man dort einige Fossile gefunden, von denen ein paar im Besucherzentrum zu sehen sind.
Die Tour durch den Park dauert 3 Stunden und ist sehr surreal und jedem zu empfehlen der in der Nähe ist. Viel Wasser sollte mitgenommen werden. Zwar gibt es am Eingang beim Besucherzentrum auch welches, aber als Monopol. Und unterwegs sollte auch viel getrunken. Die Rückfahrt bietet dann auch nochmal wunderschöne Blicke über die bestechliche Weite, Weinfelder und Sierra de Valle Fertil. Alles in allem ein toller Tag, an dem ich am Ende ziemlich kaputt war und "vor 12" schlafen ging.

4. Dezember 2008

Siesta in San Juan

Am Nachmittag habe ich es den Einheimischen gleich getan und eine Siesta eingelegt. Da ist niemand auf der Strasse. Alle, aber auch alle Geschaefte sind zu, und es ist einfach nur heiss. Doch mit der Siesta den Tag einteilen und die Zeit nicht zu verlieren, muss wohl auch gelernt sein. Jedenfalls habe ich dadurch den Bus verpasst, oder viel mehr habe ich den Daumen nicht rechtzeitig hoch genommen und er ist an mir vorbei gefahren. So wurde nichts daraus, nach der Siesta die Cavas de Zonda zu besuchen. Es sollen die ungewöhnlichsten Weingüter in ganz Südamerika sein. Sie liegen in einer Höhle, also unterm Berg. Beste Lagertemperaturen für Schaumwein und laut Reiseführer auch ein guter Marketinggag. Wie gesagt, den Bus verpasst und noch einen später hätte ich vor verschlossenen Türen gestanden. Siesta machen ist also nicht so einfach, wenn danach noch was anstehen soll - ausser arbeiten gehen, was sie ja dann hier für normal machen. Blieb mir Zeit, für einen Bummel durch die Stadt, dessen Gehwege alle aus den gleichen ockerfarbenen Fliesen bestehen. Nach einem Cortado plus Crossaint habe im Habana vorbei geschaut. Ein sagenhafter Eisladen, in dem es ungelogen 8 (acht!) verschiedene Sorten von Schokoladeneis gibt. Die da wären: Chocolate, Chocolate Bariloche, Selva Negra, Chocolate Suiza, Chocolate Almendrado, Chocolate Nevado, Chocolate Habana und Chocolate Cabsha. Dazu kommen nochmal 8 verschiedene Sorten Manjar bzw. Dulce. Manjar ist sowas wie das südamerikanische Nutella, wird natürlich gern zum Frühstueck gegessen, gibts auch als Torte und zwischen dem Keks.

Heute Abend werde ich in ein Restaurant gehen, welches mir schon gestern durch die Karte und das Ambiente aufgefallen war. Ich habe nur schon wieder den Namen vergessen. Aber ich weiss noch wo es ist ;-). Davon werde ich demnächst berichten.
Und gestern war ich im Soychu. Die haben ein vegetarisches Buffet, was sich sehen lassen kann. Es muss also nicht immer Fleisch sein. Und auch hier gilt wieder, die Innenausstattung spielt keine Rolle. Auch unter "hellem" Neonschein lässt sich sehr gut Essen. Nur zum Wein trinken bleibt man hier dann doch nicht.

Morgen gehts in aller Frühe, um 05:30 in den Parque Provincial Ischiguilasto. Ein spektakuläres Naturschutzgebiet, was so wie eine grosse Mondlandschaft aussehen soll. Ich lass mich überraschen. Zwei Holländer werden mit dabei sein, die habe ich schon kurz im Tourbüro kennen gelernt.

Und auf der Tastatur habe ich heute die Doppelpunkte fuer all die ü und ä gefunden. Ist ja so auch besser zu lesen.

¡Adiós!