1. Dezember 2008

Mendoza am Sonntag

Ich war richtig ueberrascht ueber die Ruhe in der Stadt. Nadja aus Konstanz, die ich am Nachmittag traf, meinte, die Argentinier wuerden am Sonntag immer "versammelte lange Weile" auf den Strassen und Placas "aussitzen". Mir kam das aber nicht so vor. Am Vormittag war die Stadt so ruhig und leer (wie tot!), wie jede andere bundesdeutsche Kleinstadt sonst auch. Nur das sie da ueberhaupt nicht aus dem Haus kommen, auch am Nachmittag nicht mehr.
Wohl waren alle im Parque General San Martin, den ich erst am spaeten Nachmittag besuchte. Der Parque erinnerte mich an den Berliner Tiergarten, nur noch groesser und mit dicker gruener, nicht runter getretener Wiese. Cafe, Salate und andere mitgebrachte Lunch-Utensilien auf Tischen verteilt und Familie und Freunde auf Campingstuehlen drum herum. So kann der Sonntag der Mendozinos im Parque aussehen.
Zum Parque gehoert der Cerro de la Gloria. Der Weg dort hoch sollten 5 km ausmachen und der Schuttle-Bus wollte nicht mehr hoch fahren. Es sah auch nach Regen aus, drum kehrte ich einfach um. Auf der haelfte meines Weges fing es dann - wie am Anfang der Reise schon angekuendigt - an zu regnen, was sehr erfrischend war. Ich stand gerade unter dem Dach eines Kioskes, da kam mir eine Señorita entgegen und fragte mich nach dem Weg zum Cerro und "woher". Das war dann Nadja, und weil ich so unentschlossen war und nicht zum Cerro hoch gelaufen bin, schloss ich mich Nadja an und so kam ich dann doch noch oben an. Sie verkuendete, einen schnellen Schritt zu laufen und das war wohl auch das, was mir an Energie den Tag ueber fehlte. Ich laufe hier im allgemeinen doch sehr gemuetlich und den Vormittag ruhte ich mehr aus und plante die naechsten Tage.
Jedenfalls sind wir auf dem Cerro angekommen, auf dem ein imposantes Denkmal von General San Martins Armee steht, welche Argentinien, Chile und Peru von den spanischen Kollonialherren befreite. Ansonsten gibt es einen schoenen Blick, rueber zu den Cordillieren und ins Tal der Region Mendoza, welches doch sehr flach und unheimlich gruen ist. Mendoza´s Strassen sind "ueberdacht" mit grossen Platanen, die - spaeter fing es richtig an zu regnen - ein vor Sonne und Regen schuetzen. Und wenn nicht gerade Sonntag ist - es kam mir vor wie ein Auto freier Sonntag - ist die Hoelle auf den Strassen los. Laut und stinkig. Es gibt massig uralte Autos aus den 50-iger und 60-iger Jahren und natuerlich alte Busse, die schwarze Auspufffahnen hinter sich her ziehen. Da war die Zeit der Trabis im Osten eine bessere, was die Verschmutzung angeht. Ich stelle mir hier die Einfuehrung der Feinstaubplakette vor. Da wuerde hier garnichts mehr gehen, also noch mehr als nur Auto freier Sonntag.
Mendoza hat einen schoenen alten Bahnhof (1928), nur das dort seit Jahren keine Zuege mehr ankommen. Das Bahnhofsgebaude aus der Zeit hat nur kein Dach mehr (abgebrannt) und wird jetzt von alternativen Kuenstlern genutzt bzw. gibt es schoene Bilder und Grafittis an den Waenden (Fotos davon gibt es spaeter). Alte verrostete Triebwagen mit Personenabteil stehen dort auf dem "Abstellgleis". Der Haupteingang hat eine breite Marmortreppe die noch erstaunlich gut erhalten ist. Ich bin kein Eisenbahn-Freak, aber der Bahnhof hat mich beeindruckt. Die Schienen fuehrten auf der heutigen Av. Belgrano lang und sind jetzt unter dem Mittelstreifen mit Gras ueberwachsen. Aan den Kreuzungen druecken sich die Schienen durch die Teerdecke. Sogar alte Signalanlagen stehen dort noch rum, als wuerde gleich ein alter Zug vorbei kommen.
Mendoza ist nett und sympatisch, hat schoene kolloniale Ecken, aber ist ziemlich laut. Es lohnt sich, hier ein ein paar Tage zu verbummeln.

Achja, dann war ja heute noch der erste Advent. Das interessiert hier keinen ;-). Die Temperaturen sind ja auch um die 28 Grad. Nur Nadja hatte mich daran erinnert (und vor zwei Tagen eine Mail aus D) und praesentierte Stolz eine Kerze, die nicht nach frischer Limone, sondern nach "Weihnachten" duftet; jedenfalls so wenig in der Art.

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